Wie funktioniert ein Beta Test?

Was kennzeichnet eigentlich ein herausragendes Produkt? Diese Frage stellt sich jeder Produktmanager. Letztendlich lässt sich diese Frage recht schnell beantworten: Ein gutes Produkt löst ein Problem und wird aktiv genutzt. Hierbei ist das Feedback der Nutzer von entscheidender Bedeutung. Genau an diesem Punkt tritt der Beta-Test in Aktion. In diesem Artikel werden Sie alles Wesentliche über die Strategie des Beta-Tests erfahren.

Ein Betatest ist eine Phase vor der offiziellen Produktveröffentlichung, in der ausgewählte Nutzer das Produkt in realen Anwendungsszenarien testen, um Feedback zu sammeln und eventuelle Fehler zu identifizieren. Dies ermöglicht es den Entwicklern, letzte Anpassungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass das Produkt optimal für die breite Öffentlichkeit funktioniert.

 

Wie läuft der Beta Test in einem Unternehmen ab?

Der Betatest-Prozess mag zu Beginn etwas überfordernd wirken. Wer ihn einmal erfolgreich durchgeführt hat weiß jedoch, wie wichtig diese Methode ist. Hier ist eine kurze Zusammenfassung, wie Sie einen Beta Test erfolgreich in den Produktlebenszyklus integrieren.

 

Schritt 1: Wie bereite ich den Betatest gründlich vor?

Selbst wenn Ihr Produkt bereits fertiggestellt ist, ist es von entscheidender Bedeutung, die Zeit und Mühe in eine umfassende Vorbereitung Ihres Betatests zu investieren. Dieser Schritt bildet das solide Fundament für einen erfolgreichen Betatest und hilft sicherzustellen, dass Sie wertvolle Erkenntnisse gewinnen Hier sind die Schritte, die Sie unternehmen sollten, bevor den Betatest starten:

 

Ziele festlegen: Definieren Sie klare Ziele für den Betatest.

  • Was möchten Sie durch den Test erreichen?
  • Welche spezifischen Aspekte des Produkts möchten Sie überprüfen?

Diese Ziele dienen als Leitfaden für den gesamten Testprozess.

 

Zielgruppe definieren: Identifizieren Sie die Zielgruppe, die Sie für den Betatest ansprechen möchten.

  • Welche Art von Nutzern sollen am Test teilnehmen?

Stellen Sie sicher, dass diese Gruppe repräsentativ für Ihre tatsächlichen Endbenutzer ist.

 

Testumgebung einrichten: Schaffen Sie eine sichere Umgebung, in der die Teilnehmer den Betatest durchführen können. Dies kann eine Testversion Ihrer Anwendung oder Ihres Produkts sein, die von der tatsächlichen Umgebung getrennt ist, um etwaige Risiken für Live-Nutzer zu minimieren.

 

Feedback-Mechanismen vorbereiten: Überlegen Sie, wie Sie Feedback von den Teilnehmern sammeln werden.

  • Wie möchten Sie Feedback erhalten? (Formular; E-Mail, Brief usw.)

Stellen Sie sicher, dass der Feedback-Prozess für die Teilnehmer klar und einfach verständlich ist.

 

Kommunikationsstrategie entwickeln: Planen Sie, wie Sie mit den Betatester kommunizieren werden.

  • Welche Informationen müssen sie vor dem Test erhalten?
  • Wie werden Sie sie während des Tests auf dem Laufenden halten?

Eine klare Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen der Teilnehmer zu gewinnen.

 

Testdauer festlegen: Legen Sie die Zeitspanne für den Betatest fest.

  • Wie lange sollen die Teilnehmer Zeit haben, das Produkt zu verwenden und Feedback zu geben?

Achten Sie darauf, genügend Zeit für eine gründliche Bewertung zu ermöglichen.

 

Schritt 2: Wie finde ich die richtigen Beta-Tester?

Bei der Auswahl Ihrer Betatester haben Sie eine Fülle von Optionen zur Verfügung! Wen Sie wählen und wie Sie sie ansprechen, hängt von der Kultur Ihrer Organisation und Ihren Zielen für den Betatest ab. Bitte bedenken Sie die Erkenntnis aus dem ersten Schritt. (Welche Art von Nutzern sollen am Test teilnehmen?)“.

 

Hier sind einige bewährte Methoden, um Betatester zu rekrutieren:

Bestehende Nutzergemeinschaft nutzen: Möglicherweise verfügt Ihr Unternehmen bereits über einen Slack-Kanal mit Power-Usern oder eine Facebook-Gruppe, in der Nutzer über Ihr Produkt und verwandte Themen diskutieren. Diese Community kann eine wertvolle Quelle für potenzielle Betatester sein, da sie bereits ein Interesse an Ihrem Produkt zeigen.

 

Dritte Plattformen nutzen: Plattformen wie UserTesting.com und UserInterviews.com können Ihnen dabei helfen, entweder Ihre eigenen Nutzer oder Mitglieder Ihrer Zielgruppe zu finden, die Ihr Produkt noch nicht verwendet haben. Ein großer Vorteil der Verwendung von Drittanbieter-Tools besteht darin, dass sie sich um die Entlohnung Ihrer Teilnehmer kümmern können, falls Sie sich für eine finanzielle Vergütung entscheiden. Darüber hinaus können sie Ihnen helfen, Nutzer zu identifizieren, die die richtigen Betriebssysteme oder andere von Ihnen definierte Kriterien erfüllen.

 

Direkte Ansprache: Wenn Sie bereits Kontakte in Ihrer Branche haben oder in relevanten Netzwerken aktiv sind, können Sie potenzielle Betatester direkt ansprechen. Dies könnte über E-Mail, soziale Medien oder persönliche Kontakte erfolgen. Diese Methode kann besonders nützlich sein, um gezielt Personen anzusprechen, die Ihren spezifischen Anforderungen entsprechen.

 

Newsletter und Webseiten nutzen: Wenn Ihr Unternehmen über eine Webseite oder einen Newsletter verfügt, können Sie darüber ankündigen, dass Sie Betatester suchen. Nutzer, die bereits an Ihrem Unternehmen interessiert sind, könnten sich bereit erklären, am Betatest teilzunehmen.

 

Schritt 3: Wie beginne ich richtig?

Nachdem Sie Ihre Betatester ausgewählt haben, beginne Sie mit der geplanten und gut vorbereiteten Kommunikation. Hier ist eine umfassende Checkliste, die sicherstellt, dass Sie Ihre Betatester umfassend informieren und den Betatest reibungslos durchführen können:

 

Zugang zum Produkt: Erklären Sie den Betatestern, wie sie auf die Beta-Version Ihres Produkts zugreifen können. Geben Sie detaillierte Informationen darüber, ob es sich um eine mobile App, einen Web-Prototyp oder eine andere Form handelt. Stellen Sie sicher, dass sie klare Anweisungen und gegebenenfalls Login-Informationen erhalten, um auf die Testumgebung zuzugreifen.

 

Technische Anforderungen: Klären Sie mögliche technische Anforderungen oder Kompatibilitätsprobleme, die die Betatester beachten müssen. Falls Ihr Produkt bestimmte Betriebssysteme, Browser oder andere technische Voraussetzungen erfordert, informieren Sie die Betatester im Voraus, damit sie vorbereitet sind.

 

Feedback-Verfahren: Erklären Sie den Betatestern, wie sie ihr Feedback abgeben sollen. Wenn Sie ein spezielles Feedback-Formular vorbereitet haben, geben Sie klare Anweisungen, wie sie darauf zugreifen und es ausfüllen können. Wenn Sie einen weniger strukturierten Ansatz gewählt haben, teilen Sie mit, dass sie ihr Feedback so oft wie nötig teilen können und wo sie es übermitteln sollen.

 

Positives und konstruktives Feedback: Betonen Sie die Bedeutung von sowohl positivem als auch konstruktivem Feedback. Machen Sie deutlich, dass während positives Feedback ermutigend ist, ehrliche konstruktive Kritik ebenso wichtig ist. Ermutigen Sie Ihre Betatester, auch eventuelle negative Aspekte anzusprechen, da diese zur Verbesserung des Produkts beitragen können.

 

Dankbarkeit ausdrücken: Bedanken Sie sich ausdrücklich bei Ihren Betatestern für ihre Teilnahme und ihr Engagement. Ob Ihre Betatester finanziell belohnt werden oder nicht, erkennen Sie an, dass ihre Beteiligung und ihr unverfälschtes Feedback von unschätzbarem Wert für den Entwicklungsprozess Ihres Produkts sind. Zeigen Sie, wie sehr Sie ihre Zeit und Mühe schätzen.

 

Kommunikationswege: Stellen Sie klare Kommunikationswege bereit, über die die Betatester während des Tests Fragen stellen oder Rückmeldungen abgeben können. Sorgen Sie dafür, dass sie wissen, wie sie Unterstützung erhalten können, wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen oder Fragen haben.

Mein persönlicher Tipp: Direkte Kommunikationswege wie WhatsApp oder ein integrierter LiveChat sorgen dafür, dass Sie deutlich mehr Feedback erhalten und auch „kleine“ Fragen auf den direkten Weg zu Ihnen kommen.

 

Schritt 4: Wie analysiere ich das Feedback richtig?

Erlauben Sie mir, meine persönliche Meinung einzubringen: Dies ist der unterhaltsame Teil des Prozesses! Unabhängig davon, wie Sie das Feedback gesammelt haben, haben Sie es nun vorliegen. Jetzt ist es an der Zeit, dieses Feedback zu kategorisieren, zu analysieren und festzulegen, welche Schritte Sie daraufhin unternehmen werden.

Eine der bewährten Methoden zur Analyse von Betatest-Feedback ist die Anwendung einer Technik namens Affinitätsdiagramm. Hierbei können Tools wie Miro oder FigJam äußerst hilfreich sein. Affinitätsdiagramme sind ein Design-Framework, das es ermöglicht, das gesammelte Feedback oder die gewonnenen Erkenntnisse nach gemeinsamen Merkmalen oder Gruppen zu ordnen und daraus sinnvolle Erkenntnisse zu extrahieren.

  • Feedback kategorisieren
  • Erkenntnisse extrahieren
  • Priorisierung vornehmen
  • Maßnahmen definieren
  • Aktionsplan erstellen

 

Der Prozess des Affinitätsmappings ermöglicht es Ihnen, das Feedback der Betatester in konkrete Handlungsschritte zu verwandeln. Sie gewinnen wertvolle Einblicke in die Erfahrungen und Bedürfnisse Ihrer Nutzer, was es Ihnen ermöglicht, gezielt an der Verbesserung Ihres Produkts zu arbeiten. Denken Sie dabei immer an Ihre Hauptziele und die Auswirkungen auf wichtige Leistungskennzahlen (KPIs), um Ihre Ressourcen optimal einzusetzen.

Der Betatest hat somit nicht nur dazu beigetragen, Fehler zu finden, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung Ihres Produkts geliefert. Ein gut durchdachter Aktionsplan – beispielsweise durch eine Produktroadmap – führt dazu, dass die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Verbesserungen umgesetzt werden und somit einen messbaren Einfluss auf die Benutzererfahrung haben.